Im Juli 2015 wurde das Rote Kreuz des Bezirks Vöcklabruck von der Oberösterreichischen Landesregierung aufgefordert, im ehemaligen Altenheim Frankenmarkt nach Absprache mit dem Hausbesitzer und der Marktgemeinde Frankenmarkt ein Asylheim für in Oberösterreich quartierlose Flüchtlinge zu betreiben. Als Ortsstellenleiter der örtlichen Rot-Kreuz-Dienststelle war ich wie unser Bürgermeister Hadinger der Meinung, dass es einem Kulturstaat wie Österreich nicht gut ansteht, Flüchtlinge in Zeltstädten im Zentrum der Landeshauptstadt wie Strandgut hausen zu lassen und da auch der Gemeinderat zustimmte, sechzig Asylwerber für ein Jahr in Frankenmarkt Quartier zu geben, bemühte ich mich mit beispielgebender Unterstützung der Frankenmarkter Betriebe das zum Abbruch bestimmte Gebäude innerhalb von drei Wochen wieder bewohnbar zu machen.
Es sei hier unkommentiert, ob der politische Akt einer Willkommenskultur in allen Konsequenzen sehr überdacht war, jedenfalls sind auch viele junge Menschen mit falschen Erwartungen und Hoffnungen in unser Land gekommen. Es war unser Ziel das Gefühl des Friedens, der Geborgenheit, der nötigen Grundversorgung und des Verständnisses zu vermitteln. Die Leitung des Heimes mit Männern aus zeitweise acht Nationen mit verschiedenen Sprachen, unterschiedlichem kulturellem Hintergrund und sehr vielfältigen Beweggründen für ihre Flucht war für die Betreuer des Roten Kreuz eine große Herausforderung. Der Frankenmarkter Rot-Kreuz-Dienstführende Ott Franz wurde für die Verwaltungsarbeit vom Rettungsdienst zum Teil frei gestellt. Eine unerwartete Unterstützung war der selbstlose Einsatz vieler Frankenmarkter Bürger, die mit Spenden und hochqualifizierter Integrationsarbeit den Asylwerbern die Möglichkeiten anboten, Sprache und Kultur unseres Landes kennenzulernen. Einige der „Fremden“ wurden so ein Teil unserer Gesellschaft und haben inzwischen in erfreulicher Weise als Mitbürger Fuß gefasst und wurden in unsere Arbeitswelt eingebunden. Da nach Ablauf des ersten Jahres die Asylverfahren der meisten Flüchtlinge in Frankenmarkt zu keinem Entscheid geführt hatten, waren wir aufgerufen, die Frist, in welcher das Quartier zur Verfügung gestellt werden sollte, für ein weiteres Jahr zu verlängern, was durch die Toleranz der Nachbarn und auf Grund des guten Verhaltens der Asylwerber möglich wurde.
Inzwischen ist die Zahl der Bewohner des Heimes auf fünfundzwanzig geschwunden. Bei dieser niedrigen Belegzahl und angesichts vieler ebenfalls inzwischen nicht ausgelasteter Quartiere entschied die Landesleitung für Asylwesens des Roten Kreuz Oberösterreich auch hinsichtlich der Baufälligkeit des Hauses, das Heim in Frankenmarkt mit Ende April 2017 zu schließen.
Bis zu diesem Zeitpunkt erwarte ich für weitere Einwohner die Entscheidung bezüglich ihres Asylantrages. Einige Asylwerber wollen in die Landeshauptstadt übersiedeln, andere haben Quartier in privaten Wohnmöglichkeiten gefunden. Es stehen Unterkünfte des Roten Kreuz in Oberösterreich zu Verfügung, wo die weitere Betreuung übernommen werden kann, und es wird darauf geachtet, dass jene Teilnehmer eines Sprachkurses in unserem Bezirk diesen weiterhin besuchen können. Wir sind uns unserer Verantwortung für diese jungen Menschen voll bewusst und werden uns bemühen, ihre Integration weiterhin zu unterstützen.
Ich möchte an dieser Stelle der Gemeindeführung von Frankenmarkt unter Bürgermeister Hadinger, meinen Mitarbeitern des Roten Kreuz, den vielen freiwilligen Helfern und vor allem der Bevölkerung von Frankenmarkt für das Verständnis und die Unterstützung bei diesem doch so problematischen, aber sehr gelungenen Akt der Nächstenhilfe danken.
Med.Rat. Dr. Klaus D. Haselbruner
Ortsstellenleiter des Roten Kreuz Frankenmarkt